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Länderinfo

Das Königreich Kambodscha liegt mit einem schmalen Zugang zum Golf von Thailand zwischen Thailand, Laos und Vietnam auf der Indochinesischen Halbinsel. Das Land ist durch und durch geprägt vom Mekong Fluss, der mit seinen fruchtbaren Ebenen hier schon früh die Entwicklung von Hochkulturen erlaubte. Durch die schrecklichen Ereignisse im Nachgang des Zweiten Weltkriegs fand dieses geschundene Land nur sehr langsam zu sich selbst, ist aber jetzt merklich in Aufbruchsstimmung.

Amtssprache: Khmer
Hauptstadt: Phnom Penh
Fläche: 181 040 km²
Einwohnerzahl: 14,13 Mio
Bevölkerungsdichte: 76 Einwohner/km²
Währung: Riel
Flagge:  Cambodia.png

Geographie

Deutschland ist nur knapp doppelt so groß als Kambodscha, aber hat fast sechsmal so viele Einwohner. Fast das gesamte Land wird von einer Tiefebene bestimmt, die maximale Erhebungen von 5 m bis 30 m ü NN aufweist. Dieses sogenannte Kambodschanische Becken wird im Norden mittels des Dongrek Gebirgers begrenzt, zum Golf von Thailand hin durch die Kardamom- und die Elefantenberge, sowie entlang der laotisch-vietnamesischen Grenzlinie durch die Annamitische Kordillere. Zu Kambodscha gehört auch ein, Sihanoukville vorgelagerter, Meeresbereich, der viele kleinere Inseln umfasst.

Die Beckenlandschaft nimmt etwa 2/3 des Territoriums des Landes ein und besteht vorwiegend aus Schwemmebenen die fossiler und rezenter Herkunft sind. Eine geographische Besonderheit stellt der Tonle Sap dar. Der Tonle Sap ist ein Fluss, der dem Mekong zufließt. In der Regenzeit führt der Mekong soviel Wasser, dass er seine Wassermassen entgegen der Fließrichtung des Tonle Sap nach Norden drückt und einen See speist, der dann bis auf 25.000 km² anwachsen kann und so den größten See Südostasiens darstellt. 

Kambodscha weist ein tropisches Monsun-Klima mit einer ausgeprägten Trockenzeit von Dezember bis März während des kontinentalen Nord-Ost-Monsuns auf. Es handelt sich also nach Köppen/Giger um ein klassisches Aw Klima, das auch aufgrund der großteils fehlenden Orographie nur vernachlässigbare Unterschiede aufweist. Allerdings erhalten die exponierten Flanken der Gebirge deutlich höhere Niederschlage, die teils über 4000 mm Regen abbekommen.

Die Flora und Fauna ist, insbesondere in den entlegenen, bevölkerungsarmen Tieflands- und Bergbereichen sehr artenreich und auch der Waldbestand ist, trotz massiver Rodungen, noch immer recht ansehnlich. Insbesondere der Tonle Sap ist reich an Wasservögeln und anderen Wassertieren und im unteren Abschnitt des Mekong finden sich noch Populationen des äußerst seltenen Irrawaddidelfins.

Bevölkerung

Die Bevölkerung Kambodschas ist sehr jung und die Geburtenraten liegen nach wie vor sehr hoch, allerdings weist das Land auch eine vergleichsweise hohe Kindersterblichkeit auf. Dies erklärt sich durch das Phasenmodell des Demographischen Übergangs. Hier befindet sich also Kambodscha zwischen Phase II und Phase III, mit nach wie vor hohen, aber leicht zurückgehenden Geburtenraten und immer noch recht hohen, aber im Vergleich deutlicher abnehmenden Sterberaten. Dies stellt den Staat vor riesige Aufgaben, denen er nur zum Teil gewachsen scheint.

Die überwiegende Bevölkerungsmehrheit Kambodschas gehört zur Volksgruppe der Khmer. Diese umfasst, je nach Quellen unterschiedlich, zwischen 80% und 90% der gesamten Bevölkerung. Somit ist Kambodscha das ethnisch homogenste Land ganz Südostasiens. Die größten Minderheitengruppen sind die Vietnamesen mit ca. 5%, die Cham mit etwa 3% und die Chinesen mit etwa 1%, sowie noch kleinere Anteile von Thais und Laoten. In den Bergen leben noch weitere Gruppen von ethnischen Minderheiten, insbesondere in der Annamitischen Kordillere gibt es noch versprengte Gruppen von Ethnien, die sehr wenig Kontakt zur restlichen Bevölkerung haben. 

Entsprechend ist die Hauptsprache des Landes das Khmer, was zur austroasiatischen Sprachfamilie gehört und von 95% der Kambodschaner gesprochen wird. Die entsprechenden Minderheiten sprechen zumeist zusätzlich ihre eigenen Sprachen. Aufgrund der Kolonialvergangenheit ist das Französische sehr weit verbreitet, wird aber mehr und mehr von Englisch als Lingua Franca abgelöst. Ebenfalls ein Produkt der ethnischen Zusammensetzung ist die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung Anhänger des Theravada Buddhismus ist. Die Minderheit der Cham ist vorwiegend muslimischen Glaubens und etwa 1% der Bevölkerung gehört christlichen Religionen an.

Geschichte

Aufgrund der günstigen Bedingungen wies der untere Abschnitt des Mekong bereits im 4. Jahrtausend vor Christus eine Besiedlung durch Khmer, Cham und andere Volksgruppen auf. Und bereits im 1. nachchristlichen Jahrhundert fassten ausgeprägte Reiche auf dem heutigen Staatsgebiet Fuß, so insbesondere die Reiche von Funan und Chenla. Im 6. Jahrhundert übernahm das Reich Chenla das hinduistisch geprägte Funan und etablierte sich für über 250 Jahre als dominierende Regionalmacht. 

Im 9. Jahrhundert entstand ein eigenes Khmerreich, dessen Hauptstadt ab 889 Angkor war und seinen Machthöhepunkt im 12. Jahrhundert hatte. Der Machtbereich der Khmer ging vom Isthmus von Kra bis Malakka und umfasste Laos sowie Teile von Vietnam. Es war ein mächtiges, hochentwickeltes Reich in voller Blüte. So umfasste Angkor um 1200 etwa 1 Million Einwohner. 

Der heute berühmte König Jayavarman VII. ersetzte sukzessive die hindusistische Orientierung durch den bereits im 9. Jahrhundert in Kambodscha angekommenen Buddhismus. Die folgende innenpolitische Schwächung leitete Jahrhunderte der Wirren und Kriege mit den Nachbarreichen der Thai, Cham, Vietnamesen und Shan ein, in deren Folge, mit Ausnahme einer späten Blütezeit im ruhigeren 16. Jahrhundert, auch die Hauptstadt von Angkor nach Phnom Penh verlegt wurde. 

Um nicht völlig von den Vietnamesen übernommen zu werden, wandte sich der kambodschanische König Mitte des 19. Jahrhunderts an die ambitionierte regionale Kolonialmacht Frankreich. 1863 wurde Kambodscha zum französischen Protektorat und durch die Einsetzung von französischen Verwaltungsbeamten faktisch zur Kolonie, obschon offiziell die Monarchie bestehen blieb. Durch die starke Ausbeutung Kambodschas formierten sich schon bald Widerstandsbewegungen. Auch Kambodscha brachte der Zweite Weltkrieg viele Wirrungen, eine japanische Besetzung und nach dem Krieg einen Guerrillakrieg, der dann 1954 auf der Genfer Indochinakonferenz schließlich in die Unabhängigkeit des Landes mündete. 

Kambodscha versuchte während des Vietnamkrieges unabhängig zu bleiben, was aber nicht durchzuhalten war, da sich Nachschublager und Nachschubwege der Vietnamesen im Osten des Landes befanden und die Amerikaner bald auch das Land bombardierten und politisch destabilisierten, was dann zur Regierungsübernahme durch General Lon Noi führte. Der geflohene König und die verschiedenen Widerstandsgruppen, darunter auch die Khmer Rouge verbündeten sich zu einer Einheitsfront und begannen ihrerseits einen Bürgerkrieg um die Macht in Kambodscha.

Mit massiver Unterstützung Nordvietnams konnten die Roten Khmer 1975 Phnom Penh einnehmen und das Demokratische Kamputschea ausrufen. Staatschef wurde Khieu Samphan, Ministerpräsident wurde Pol Pot. Mit unfassbarer Geschwindigkeit und Rigidität zerschlugen die Roten Khmer die bestehenden Gesellschaftsstrukturen, um eine scheinbar uniforme und egalitäre, neue Gesellschaft zu bilden. Phnom Penh wurde innerhalb von 24 Stunden fast komplett entvölkert. In der Folgezeit starben durch Hunger und Krankheiten große Teile der Bevölkerung. Im Westen prägte sich der Begriff „Steinzeit Kommunismus“. Stadtmenschen, Intellektuelle, Künstler, Beamte oder Mönche wurden aufs Land gezwungen und mußten unter unfassbaren Bedingungen in neugeschaffenen Kooperativen Landwirtschaft betreiben. Insgesamt starben zwischen 1,4 und 2,2 Millionen Kambodschaner unter der Schreckensherrschaft der Khmer Rouge. Im Dezember 1978 startete Vietnam eine Offensive um dem Blutrausch ein Ende zu bereiten.

Ein sich bis 1989 hinziehender Guerrillakrieg in verschiedenen Regionen des Landes wurde erst durch die direkten Verhandlung der Exilregierung unter dem Exil König Sihanouk und dem von den Vietnamesen abhängigen Präsidenten beendet. 1989 zog Vietnam seine Truppen ab und 1991 wurde der Pariser Friedensvertrag geschlossen, der Kambodscha unter UN Verwaltung stellte und den Weg für freie, demokratische Wahlen im Jahr 1993 ebnen sollte. Eine neue Verfassung wurde sukzessive erarbeitet und Kambodscha zu einer konstitutionellen Monarchie reformiert. Der erst sehr kurze demokratische Weg Kambodschas war voller Hindernisse und machttaktischen Erwägungen und man spürt noch immer, dass dies alles erst noch sehr junge Entwicklungen sind. Aber die Bevölkerung ist nach diesem schrecklichen Jahrhundert mit Eifer für die Demokratie.

Infrastruktur

Kambodscha besitzt zwei Flughäfen, die national wie international angeflogen werden, nämlich Phnom Penh und Siem Reap, das Tor zu Angkor Wat. Auch der Binnenflugverkehr ist sehr beschränkt und viele Fluggesellschaften sind an den Start gegangen und haben sich dann wieder aufgelöst. 

Das Eisenbahnnetz Kambodschas umfasst 602 km und verbindet Phnom Penh mit Poipet. Die Strecke von Phnom Penh nach Sihanoukville ist meistens gesperrt. Ein Personenverkehr findet generell nicht mehr statt, da das Rollmaterial der Bahn extrem veraltet ist. Nur noch Güterzüge sind auf den Strecken unterwegs. 

Mithin ist der Personenverkehr auf der Straße organisiert und wird durch Busse, Pick-Ups und Sammeltaxis gewährleistet. Die Straße ist eindeutig die Hauptverkehrsader des Landes. Das Straßennetz umfasst etwa 28.000 km, wovon nur etwa 2.400 km asphaltiert sind. Enorme Investitionen sind in den vergangenen Jahren in den Straßenbau geflossen und die Situation hat sich bereits deutlich gebessert. 

Die wahre Lebensader Kambodschas sind aber seine Wasserwege. Über 3.000 km schiffbare Wasserwege existieren und werden intensiv genutzt. Die Hauptachse ist der Mekong, der auch in der Trockenzeit bis Kratie schiffbar ist. Auch über den Tonle Sap bestehen Passagierverbindungen, zum Beispiel von Siem Reap nach Battambang. 

Wirtschaft

Kambodscha zählt nach der furchtbaren jüngeren Geschichte zu den ärmsten Ländern der Welt, auch wenn die Wachstumsraten in den vergangenen 15 Jahren stabil und teilweise sehr robust waren. Der pirmäre Sektor erwirtschaftet noch immer etwa 30% des Bruttoinlandsproduktes, die Industrie nur knapp über 20% und der Dienstleistungssektor somit über 40%. Interessant ist, dass aber über 70% der Kambodschaner in der Landwirtschaft arbeiten, aber eben nur 30% zur Wertschöpfung des Landes beitragen. 

Hauptexportprodukte des Landes sind Bekleidungswaren, Holz, Gummi, Reis, Tabak und Schuhe. Ausländische Direktinvestitionen fließen hauptsächlich in die Textilindustrie, aber auch in den Dienstleistungsbereich, besonders im Hotelsektor im Bereich Phnom Penh, Siem Reap und Sihanoukville. In vielen Bereichen findet eine starke Grundstücksspekulation statt. 

Entsprechend der oben genannten Exportgüter sieht auch die ökonomische Agenda aus. Mit Reis ist Kambodscha in der Zwischenzeit Selbstversorger und kann fleißig exportieren. Die Textilindustrie boomt, gerät aber immer wieder aufgrund ausbeuterischer Arbeitsbedingungen in die Schlagzeilen. Der Holzexport hat bereits zu ersten Problemen in den verbliebenen Waldgebieten geführt und ist ein Problem mit großer Sprengkraft. Vor der Küste sind Bohr- und Explorationslizenzen vergeben worden und Kambodscha hofft hier auf Öl- oder Gasvorkommen. Im noch gering erschlossenen Norden gibt es Bodenschätze wie Gold, Kohle, Edelsteine, Bauxit, Eisen und Phosphate, deren Abbau eventuell lohnend ist. Auch hier sind noch Explorationen und Bewertungen im Gange. Die Kautschukproduktion ist rückläufig, hingegen nehmen andere tropische Produkte leicht zu. 

Immense Wichtigkeit hat der Tourismussektor erlangt, der seit Jahren anhaltend boomt. Insbesondere basierend auf dem spektakulären Tempelkomplex von Angkor Wat haben sich die Touristenzahlen in den vergangenen beiden Jahrzehnten vervielfacht. Dies hat also für das Land ein enormes wirtschaftliches Potential, aber birgt auch große Risiken.

Literatur für die Reise:

Vaddey Ratner: Im Schatten des Banyanbaums – Die Greuel der Roten Khmer aus der Perspektive eines heranwachsenden Mädchens erzählt. Dieser Debutroman geht sehr nahe, weil er auf wahren Gegebenheiten beruht.

Luong Ung: Der weite Weg der Hoffnung – Eine vor den Khmer Rouge geflohene Frau kehrt nach langen Jahren aus den USA nach Kambodscha zurück und kämpft mit Vergangenheit und sich selbst.

Chr. J. Koch: Das Verschwinden des Michael Langford – Ein Roman, der nach intensiver Recherche entstand und das Schicksal eines Journalisten während des Vietnam- und Kambodscha-Krieges beschreibt und der vom Stift zur Waffe wechselt. Plakativ, actionreich, aber interessant.

Quellen:

Hinweis:
Dies ist eine Zusammenstellung von Basisinformationen. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben kann nicht übernommen werden.